Seine kleine Schwester wollte ihn also wieder anstiften, etwas verbotenes zu tun.... Mhm, das musste er sich aber noch genau überlegen, und zwar 0,2 Sekunden lang. Für Raphael war es vollkommen klar, dass er ihr helfen würde. Schließlich war sie seine kleine Schwester!
Er hatte ziemliches Glück, dass ihm seine Meisterin so viel Vertrauen schenkte und ihn auch mal alleine Mixturen brauen ließ. Er konnte sich frei am Vorratsschrank bedienen und mit den tollsten und teuersten Zaubertrankzutaten arbeiten, was den armen Studenten im St. Mungo zum Beispiel nicht möglich war. Daher genoss er seine Zeit, auch wenn er oft Langeweile hatte.
"Klar kann ich das, aber nur, wenn ich bei der nächsten Fete auch wieder eingeladen bin, damit das klar ist.
Nein, von mir erfahren die sowieso nichts, ich will nicht meinen eigenen Hals riskeren. Aber was ist eigentlich mit dir? Darf ich dich daran erinnern, dass du Vertrauensschülerin bist?", neckte er sie und sprach weiter: "Ah, und noch etwas hätte ich gerne... dass du mir ein paar Dinge über Vaja Delaine erzählst."
Diese drehte sich dann auch zu ihnen um und die beiden schlossen zur Gruppe auf.

Vaja hieß sie also... interessant...
Dann erzählte Natalie wieder von Lucys 'Krankheit' und dabei musste Rapha schmunzeln. So wie die Kleine das erzählte, klang es, als hätte Lucy eine Lungenentzündung oder gar Schlimmeres.
"Naja, so schlimm ist es jetzt auch nicht. Sie braucht nur ein wenig Ruhe, dann ist die in zwei Stunden wieder fit."
Über die nächste Frage musste er wirklich lachen. Typisch Géraldine... Kam der große Bruder einmal mit, zog sie natürlich ne Schnute und trat so nebenbei in ein, zwei Fettnäpfchen. Naja, er wusste ja, dass sie die Frage nicht böse gemeint hatte. Also stupste er sie an und sagte:
"Ja, wollte ich eigentlich schon. Ich hab mir frei genommen. Aber wenn du keine Lust auf mich hast, dann muss der alte Herr wohl wieder hoch zu seinen Kranken gehen und zusammen mit den Hauselfen Bettpfannen schrubben."

Raphael machte gerade eine Pause auf einem der vielen, weiß bezogenenen Betten im Krankensaal.
Seit ein paar Wochen war er nun schon hier, doch seine Einsätze hatten sich bisher in Grenzen gehalten. Die meiste Zeit lag er wie jetzt auf einem der Betten und starrte die Decke an oder er füllte übel riechende Tränke in Gefäße und spezielle Ampullen um oder er durfte, natürlich unter der strengen Aufsicht seiner Meisterin, ab und an auch mal jemanden untersuchen - wenn überhaupt jemand kam...
Eigentlich brauchte er sich nichtmal zu beschweren, schließlich hatte er sich selbst für die Stelle hier beworben, gerade, weil er nicht im St. Mungo arbeiten wollte. Schlechte und überlange Arbeitszeiten, unfreundliche Patienten, zum Teil gefährliche Einsätze und die dauernde Präsenz seines Vaters hatten ihn abgeschreckt.

Plötzlich vernahm er Leute auf dem Flur, die sich eindeutig in seine Richtung bewegten! Raphael sprang auf, strich das Bettlaken glatt, zupfte an seinem Kittel herum, auf dem das Logo vom St. Mungo - Krankenhaus (ein Zauberstab, der sich mit einem Knochen kreuzt) angebracht war und bat die Patienten einzutreten.