Maddox strich sich die Haare aus dem Gesicht und lächelte in die Runde. Sein Blick blieb kurz an Natalie hängen, ehe er zu Rupert blickte.
"Was ist denn da los?" fragte er.
"Ich war im Schlafsaal und auf einmal schreit mich so ein komisches Gemälde an, ich soll sofort in die Eingangshalle gehen..", erzählte er verwirrt. Er schloss seine Winterjacke, die ihm seine Eltern letzte Woche geschickt hatten, während er auf eine Antwort wartete. 'Ich hab vergessen, mir die Haare zu machen...!', dachte er dann geschockt und hoffte, dass er nicht zu schlimm aussah. Er hatte extra noch schnell geduscht, aber da er sich nicht entscheiden konnte, was er anziehen sollte, hatte er dann keine Zeit mehr, noch einmal das Badezimmer aufzusuchen. Schauten die anderen ihn nicht auch die ganze Zeit schon so komisch an? Er war sicher, dass es nur wegen seinen Haaren war und wollte sich gerade wieder auf den Weg ins Badezimmer machen..

Chayenne betrat energischen Schrittes hinter Charlotte die Eingangshalle, wo sie Rupert zugleich entdeckte - und zwar bei Géraldine. Chayenne musste bei dem Bild fast grinsen, unterdrückte es aber ganz professionell.
"Soso.", sagte sie freundlich lächelnd, als sie zu Rupert und der Gryffindor trat, Charlotte hinter sich.
"Hallo Rupert, ich bin Chayenne, die Schulsprecherin.", sagte sie zur Begrüßung und wartete einen kleinen Moment, damit der Hufflepuff diese Information verdauen konnte. Dabei sah sie sich flüchtig in der Halle um - es waren mittlerweile ziemlich viele Schaulustige da. Der arme Rupert konnte ihr fast schon Leid tun... Dann fiel ihr Blick allerdings auf strahlendes Blau und unwillkürlich lief Chayenne leicht rosa an. Achja, ihr toller griechischer Ex-Freund. Hach. Und leider meinte Chayenne das nichtmal sarkastisch, denn toll fand sie ihn immer noch.
Dann fing sie sich aber wieder und räusperte sich.
"Weißt du Rupert, die kleine Charlotte hier hat mir gesagt, dass du sie in die Besenkammer eingesperrt hast. Wieso hast du das denn gemacht?", wandte sie sich wieder an Rupert. Da so viele zusahen musste sie wenigstens so tun, als ob sie Rupert die Chance einer Äußerung gab, auch wenn der Fall für sie schon erledigt war.

Gerade, als sie - endlich! - losgehen wollte, rief eines der Bilder, Sir William, wenn Natalie sich richtig erinnerte, Géraldine zu, sie solle einen gewissen Rupert festhalten. Géra konnte sich als Vertrauensschülerin ja schlecht weigern und so standen sie wieder da und warteten. Das einzig Gute an der Sache war, dass Maddox doch noch mitzukommen schien. Natalie lächelte ihm zu, als er neben sie trat - er war etwas aus der Puste, vermutlich war er den Weg gerannt. Aber so richtig überschwänglich freute Nat sich irgendwie auch nicht... Naja.
Sie seufzte, während sie beobachtete, wie Chayenne wieder in die Halle trat und dem kleinen Scheißer einen Vortrag hielt. Typisch, jetzt musste sie wieder die einflussreiche Schulsprecherin raushängen lassen... 'Kotz!', dachte Natalie und rollte unwillkürlich mit den Augen. Dabei fiel ihr Blick auf Artemis. Apropos, war der Grieche nichtmal mit Chayenne zusammen gewesen? Natalie wunderte sich zwar etwas über den Geschmack ihres Freundes, sagte aber nichts.

Kaum dass Rupert stehen geblieben war, erwies sich sein Misstrauen als begründet. Innerhalb kurzer Zeit füllte sich die Eingangshalle und plötzlich stand die Schulsprecherin Chayenne Valdéta vor ihm. Und hinter ihr - das kleine Biest! Diese freche Göre, der er eine Lektion verpasst hatte. Ihm schwante übles - und natürlich fragte die sehr gut aussehende aber unter diesen Umständen vor allem sehr unausstehliche Schulsprecherin sofort danach.
Zuerst brachte er vor Aufregung kaum einen Ton heraus - dann: "Sie war... gemein zu mir. Sie hat mich die ganze Zeit gepiesackt, diese blöde Kuh." Er musste gar nicht viel dazu tun, schon spürte er wie seine Augen brannten, was ihm nur Vorteile verschaffen konnte. "Und irgendwann hab ich dann meine Chance genutzt - obwohl sie natürlich viel stärker war als ich - und sie in die Besenkammer gesperrt. Sie hat mich verfolgt! Sie wollte mich irgendwie verfluchen - das war nur Notwehr!" Wütend starrte er abwechselnd Chayenne und das kleine Biest an.

Mittlerweile hatten sich schon einige Schüler, Bilder und Geister in der Eingangshalle angesammelt und beobachteten gespannt, wie ein Erstklässler, pardon Zweitklässler, Punkte abgezogen bekam, weil er seine Mitschülerin - im Besenschrank eingesperrt hatte??!! Wie bitte?!?!
Géraldine tat der Kleine irgendwie leid, vor allem bereute sie es im Nachhinein, dass sie der Bitte des Bildes nachgekommen war und Rupert zu sich beordert hatte. Hätte sie William Mac Cloud einfach ignoriert, wäre der Junge nicht so übel bloßgestellt worden. Ohje, wenn sie daran dachte, was sie damals alles für einen Quatsch gemacht hatte und nicht zu vergessen war ja auch noch ihre unerlaubte Zaubertrankbrauerei in einem Wandschrank.. ähem...
Hinter ihr stritten in einem Gemälde zwei Mönche, die Géra ziemlich auf die Nerven gingen. Kurz entschlossen drehte sie sich um und fauchte die Bilder an: "Ruhe verdammt noch mal! Und jetzt haut alle ab! Es gibt hier gar nichts zu sehen!" Zu den übrigen Schülern sprach sie etwas gemäßigter: "Ihr geht jetzt auch besser. Gleich kommen bestimmt ein paar Lehrer vorbei und wie sollen wir denen erklären, dass es einen riesen Auflauf gibt, nur weil ein Erstklässler eine andere im Besenschrank eingesperrt hat!" Also bitte! Einfach lächerlich...

Maddox sah Artemis und die andern an.
"So..können wir dann los?", fragte er sie. Er hoffte, dass das Problem mit seinen Haaren nicht mehr so stark auffiel, wenn sie erstmal in Hogsmeade waren. Denn bis dahin hatte sowieso jeder zerzauste Haare.
"Ich habe schon ewig kein Butterbier mehr getrunken!", fügte er hinzu und machte einen Schritt auf die Eingangstür zu. Ein paar Erstklässler aus seinem Haus rannten kichernd durch die Eingangshalle und verschwanden hinter der nächsten Ecke. Er konnte sich nicht vorstellen, auch mal so nervig gewesen zu sein und rollte mit den Augen..

Vaja musste ehrlich zugeben, dass die Geschehnisse sie doch schon ziemlich interessierten, auch wenn Géraldine das wohl nicht so gefiel. Sie jagte die anderen Schaulustigen nämlich aus der Halle und Vaja war froh, dass sie zu der Gruppe um die Vertrauensschülerin gehörte und so bleiben durfte.
Der dicke Junge hatte Charlotte, das Mädchen, mit dem Chayenne vorhin durch die Halle gelaufen war, anscheinend eingesperrt. Na, das erklärte einiges! Chayenne zog ihm zwanzig ganze Punkte ab, was Vaja zwar für einen Streich zwischen Erstklässlern ziemlich übertrieben hielt, aber sie kannte ja auch die Vorgeschichte nicht und vielleicht hatte Chayenne gute Gründe, da sie Vaja bisher immer gerecht vorgekommen war.
Ihr Blick fiel auf der Hufflepuffzeichen auf dem Umhang des Jungen und sie war plötzlich ziemlich froh, nicht in diesem Haus zu sein, denn wenn sie sich recht erinnerte, hatte Hufflepuff schon ganz schön viele Punkte abgezogen bekommen... In diesem Moment bewegte Maddox sich in Richtung Tür. Vaja war hin und her gerissen, entschied sich dann aber ebenfalls für einen vagen Schritt in diese Richtung und sah sich nach Géraldine um.
"Géraldine, kommst du auch?", wandte sie sich an das französische Mädchen.

20 Punkte Abzug? Es traf Rupert wie ein Schlag. Einen Moment lang stand er da wie erstarrt. Das würde Ärger geben. Wie in Trance nahm er war, dass die Halle sich langsam wieder leerte und die Aufmerksamkeit von ihm gelenkt wurde.
Hasserfüllt hob er den Blick und starrte Chayenne an. Er fühlte, dass seine Unterlippe bebte und versuchte krampfhaft, es zu unterdrücken, was ihm nicht gelang.
"Aber... warum?", brachte er schließlich hervor, wobei er sich anstrengen musste, nicht loszuschluchzen. "Zwanzig Punkte! Das... ist... so... unfair!"
Einem Impuls folgend wartete er die Antwort nicht ab, sondern drehte sich herum und rannte Richtung Kellertreppe.

tbc. Kellertreppe

Hahahaha! Das geschah diesem gemeinen Lümmel gerade recht, dass er zwanzig Punkte abgezogen bekam! Warum war er auch so gemein zu ihr und noch vielen anderen! Das sollte ihm eine Lehre sein.
Plötzlich fing er an, sich zu verteidigen und Charlotte bekam für einen Moment wieder richtig Angst, dass Miss Chayenne ihm womöglich glauben könnte, aber sie hielt zu ihr.
Miss Chayenne war wirklich toll! Sie war intelligent, freundlich und total hübsch! So wollte Charlotte auch mal werden und nun hatte sie ein klasse Vorbild. Im Gemeinschaftsraum begegneten ihr die anderen Schüler mit hohem Respekt. Nun könnte sie den anderen erzählen, dass sie sogar mal mit ihr gesprochen hatte!
Das eine mädchen schrie plötzlich ihre Mitschüler an und Charlotte fragte sich, ob sie nun auch gehen müsste, aber Chayenne flüsterte ihr zu, dass sie bleiben durfte. Irgendwann war alles um und Charlotte sagte: "Ich wollte mich nochmal bedanken, Miss Chayenne. Für die Hilfe und sonst alles. Hoffentlich wird Rupert jetzt nicht mehr so gemein sein."

Nun da dieser Frevel gebüßt hatte, dachte Sir William nochmal kurz darüber nach ihm hinterherzujagen. Aber entschied sich anders, so schritt er nach einem kurzen Stopp in dem Highland-Gemälde woanders hin. Das ganze war nicht so gelaufen wie er gedacht hatte, er hatte gehofft Lady Charlotte würde den eben gelernten Zauber anwenden. Tja so war es dann wohl doch nicht.

Nachdem Rupert einen ziemlich kindischen Abgang hingelegt hatte, und auch die Gruppe um Géraldine verschwand, stand Chayenne plötzlich mit Charlotte alleine in der Halle, wenn man von zwei Geistern mal absah.
"Ach, das hab ich doch gerne gemacht, Charlie.", sagte sie lächelnd zu der Erstklässlerin. Rupert wurde bestimmt nicht mehr allzu fies zu dem Mädchen sein... hoffte Chay zumindest.
"Sollen wir noch zusammen zum Gemeinschaftsraum?", fragte sie Charlotte und diese nickte. Also machten sie sich auf den Weg.


tbc. (mit Charlotte Blackburn)
Treppenhaus

kommend aus dem Treppenhaus (mit Kimberly Stevens)

Den ganzen Weg vom Gemeinschaftsraum zur Eingangshalle war Kimberly am quatschen, aber Jill war mittlerweile daran gewöhnt und wartete daher einfach ab, bis ihrer Freundin mal die Puste ausging. Denn so unglaublich sich das anhören musste - irgendwann passierte das sogar Kimi!
Der Augenblick war gekommen, als sie gerade die Treppen zur Halle runtergingen. Blöderweise hatte Jill schon wieder die Hälfte von Kims Fragen vergessen, daher fiel die Antwort etwas vage aus.
"Nee, der will nichts von mir, wir haben echt nur Schach gespielt. Ich finde, er war dir gegenüber im Gegensatz zu seinem üblichen Verhalten sogar richtig nett.", sagte sie, während die die Halle durchquerten und durch das große Tor auf den Vorhof traten.
Blöderweise hatten sie gar nicht richtig daran gedacht, dass es regnete - daher rannten sie den Weg zur Eulerei.

tbc. Eulerei (mit Kimberly Stevens)