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Raphael machte gerade eine Pause auf einem der vielen, weiß bezogenenen Betten im Krankensaal.
Seit ein paar Wochen war er nun schon hier, doch seine Einsätze hatten sich bisher in Grenzen gehalten. Die meiste Zeit lag er wie jetzt auf einem der Betten und starrte die Decke an oder er füllte übel riechende Tränke in Gefäße und spezielle Ampullen um oder er durfte, natürlich unter der strengen Aufsicht seiner Meisterin, ab und an auch mal jemanden untersuchen - wenn überhaupt jemand kam...
Eigentlich brauchte er sich nichtmal zu beschweren, schließlich hatte er sich selbst für die Stelle hier beworben, gerade, weil er nicht im St. Mungo arbeiten wollte. Schlechte und überlange Arbeitszeiten, unfreundliche Patienten, zum Teil gefährliche Einsätze und die dauernde Präsenz seines Vaters hatten ihn abgeschreckt.

Plötzlich vernahm er Leute auf dem Flur, die sich eindeutig in seine Richtung bewegten! Raphael sprang auf, strich das Bettlaken glatt, zupfte an seinem Kittel herum, auf dem das Logo vom St. Mungo - Krankenhaus (ein Zauberstab, der sich mit einem Knochen kreuzt) angebracht war und bat die Patienten einzutreten.

Lucy war jetzt wirklich hundeelend zu Mute. Professor Nixon hatte ihr ihre schöne Strategie kaputt gemacht und jetzt musste sie auch noch irgendeine Krankheit erfinden, um keinen Ärger zu bekommen! Hoffentlich fiel der alten Heiler-Schrulle nichts auf!
Professor Nixon schob sie zur Tür rein und Lucy kam es vor, als ob sie das auf dem Weg hierher schon 100 Mal gesagt hätte, doch die Frau war wirklich hartnäckig. Mit weinerlicher Stimme wiederholte sie:
"Professor Nixon, danke, dass sie mitgekommen sind, aber ich glaube, dass schaffe ich jetzt auch alleine! Sie müssen nicht auf mich warten. ich komme schon klar, ich bin ja hier in besten Händen."

Lucy sendete ein Stoßgebet gen Himmel und hoffte, Professor Nixon möge sie jetzt endlich in Ruhe lassen.

Dann wure sie von Géraldines Bruder, diesem Praktikantentrottel begrüßt, der seit ungefähr einem Monat hier arbeitete. Lucy mochte ihn, genau wie seine Schwester, nicht leiden, obwohl er gar nicht mal soooo schlecht aussah. Leider war er schon Anfang zwanzig und Géraldines Bruder und Franzose. Alles gute Gründe, ihn nicht zu mögen.

Professor Nixon blieb am Eingang des Krankenflügels stehen und begrüßte Raphael Dixier,
den Praktikanten, mit einem freundlichen Kopfnicken in seine Richtung. Dann verließ sie
den Krankensaal und sah im Flur aus dem Fenster. Sie liebte diesen Ausblick einfach.
Einen noch besseren gab es natürlich aus ihrem Arbeitszimmer im siebten Stock.
Sie drehte sich von dem Fenster ab und schritt langsam in Richtung Treppenhaus.

tbc. Treppenhaus 3.Stock

Raphael betrachtete neugierig die beiden Frauen. Die eine war Professor Nixon, die er aber von seiner Schulzeit nicht kannte. Es hatte in letzter Zeit einige Neuzugänge gegeben, was ihn leicht traurig stimmte. Seinen alten Zauberkunstlehrer hatte er immer sehr gemocht und auch gerne zwischen den Stunden ein Schwätzchen mit ihm gehalten.. Ach, die alten Zeiten!

Dann verschwand Professor Nixon und Raphael musterte seine Patientin. Sie starrte ihn wie einen ungebetenen Gast an, aber kränklich wirkte sie nicht. Er wusste, dass er sie nicht untersuchen durfte, doch seine Meisterin war weit und breit nirgens zu sehen und zu hören, wie er feststellten musste, nachem er zweimal durch den Saal ihren Namen gebrüllt hatte. Es juckte ihn in den fingern und so sprach er:

"Setz dich doch. Was fehlt dir denn? Hey, bist du nicht ne Freundin von meiner Schwester? Linda?"

kommend aus dem Treppenhaus


Natalie hastete den Gang im dritten Stock entlang und bog dann in die Räumlichkeiten des Krankenflügels ein. Fast rannte sie Professor Nixon um, die anscheinend auf dem Weg in ihr Büro war, rief ihr ein 'Sorry' nach und riss dann die Tür des Krankensaals auf, ohne sich um die Regel des höflichen Anklopfens zu kümmern.
Auf einem Bett saß Lucy, vor ihr Raphael, Géras Bruder, den Natalie aus den Ferien kannte, da sie Géras Familie einmal zufällig im Sommerurlaub in Frankreich getroffen hatte. Nat fand es unheimlich faszinierend, dass Raphael auch perfekt französisch sprach - ach, könnte sie selbst doch nur zwei Sprachen fließend.
"Hey Leute!", rief sie fröhlich in die Runde und lächelte Lucy an.
"Lucy, geht's dir schon besser?", erkundigte sie sich und warf Raph einen Blick zu, der ihm sagen sollte, dass sie ihn nicht übergehen wollte, aber nunmal erst nach Lucy fragen musste.

Linda???

"Nein, bin ich nicht. Und ich heiße auch nicht Linda, sondern Lucy," zickte sie Raphael an, "behalt deine Finger gefälligst bei dir. Danke. Mir gehts schon wieder viel besser."
Echt! Was bildete sich dieser Hohlkopf ein! Spielt sich hier auf und weiß noch nicht mal meinen Namen!
"Kannst Professor Nixon ruhig sagen, dass es nichts Schlimmes war. Bis dann."

Lucy stand auf und wollte zur Tür gehen, als in diesem Moment die Magersüchtige vor ihr stand. O___o
Jetzt lief ihr die auch noch hinterher und die halbe Schule dachte, ihr wäre schlecht. Aber das bedeuteete auch Aufmerksamkeit! Alle Jungs würden sich nach ihr erkundigen und sich um sie sorgen!

"Oh hey, Natalie, du, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hab so ein flaues Gefühl im Magen. Mir ist total komisch... Vorhin war ich echt froh, dass Professor Nixon da war. kannst den anderen ruhig sagen, dass ich hier bin."

"Ach jeee, ein flaues Gefühl? Mann Lucy, das tut mir so leid." Natalie sah das Mädchen mitleidig an. Dann warf sie Raphael einen Blick zu.
"Kann man da nicht irgendwas dagegen machen?", fragte sie und gleichzeitig schlich sich der Gedanke in ihren Kopf, dass Lucy womöglich jeden Moment auf ihre Füße reihern könnte. Ganz unauffällig trat Nat einen kleinen Schritt zurück.
"Musst du noch hierbleiben, Lucy? Soll ich dich in den Gemeinschaftsraum bringen? Oder willst du doch mit nach Hogsmeade?" Wobei, es war vielleicht nicht so toll, wenn sie jetzt auf Übelkeit ein Butterbier trank. Natalie wollte sich die möglichen Folgen gar nicht ausdenken...